1848 bürgerliche Revolution zuerst in Frankreich Paris, greift dann auf Deutschland über.
Lindau gehört 1849 zum Königreich Hannover und ist Sitz des Amtmanns des Amtes Catlenburg-Lindau. Sitz des Amtes ist das Barocke Amtshaus. Es sind unruhige Zeiten auch in Lindau. Angst vor revolutionärer Gewalt herrscht. Die Bevölkerung hungerte wegen schlechter Ernten, und in der Sackstraße waren Ende Oktober 1848 30 Wohnhäuser nebst Scheunen und Ställen von einer Feuersbrunst erfasst worden. Eine Justizreform führt dazu das Lindau auch Sitz eines Amtsgerichtes wurde, das wurde allerdings bereits 1856 wieder aufgelöst.
Wer die Gründer des Männergesangvereins waren, ist ebenfalls nicht genau bekannt. Aus einer nachträglich verfaßten Notiz ist nur zu entnehmen, daß es Handwerker, Landwirte und Gerichtsherren waren. Namentlich sind jedoch einige Personen erwähnt. Es sind dieses die Büttner Jakob Bierwirth und Johannes Monecke, der Drechsler Jakob Monecke und die Besitzer der Mordmühle Heinrich und Carl Bachmann. Der erste Dirigent war der Hauslehrer Hermann. Dessen Frau stickte 1850 zum einjährigen Bestehen des Gesangvereins die erste Fahne. Sie ist noch heute im Besitz des Vereins. Erwähnt wird noch der Musiker Franz Waldhausen, der den Chor vermutlich bei den Übungsabenden und Auftritten musikalisch unterstützt hat.
Aus dem Vereinsleben der ersten Jahre ist wenig überliefert. Das erste Ständchen wurde dem Amtsrichter Leonhardt gebracht, wobei auch zum ersten Mal vierstimmig gesungen wurde. 1850 fand auch die erste Fahnenweihe statt. Die Vereinsmitglieder trugen als erstes Vereinszeichen weiße Mützen, die später durch eine Lyra auf grünem Ripsband mit weißer Kante ersetzt wurden.
Von Beginn an war der Verein auf Geselligkeit angelegt. Bei Ausflügen nahmen die Sänger ihre Gläser mit, der Prokurator zapfte das Bier. Das Bier gab es auf Zettel und kostete 8 Pfennig. Alle vier Wochen wurde abgerechnet.
Das Vereinsleben funktionierte nach ungeschriebenen Regeln. Erst am 6. März 1861 kamen die Vereinsmitglieder zusammen und beschlossen, dem Verein offizielle Statuten zu geben. Der Verein wählte einen Direktor (Lehrer Rust) einen Vize-Direktor (Herr Franz Treu), 4 Ratsmänner (die Herren Leibecke, Bachmann, Monecke und Kandidat Brennecke), den Rechnungsführer (Lehrer Werner) und den Fähnrich (Kandidat Brennecke).
Festgelegt wurde weiter, dass man zweimal in der Woche zum Singen in der katholischen Schulstube zusammenkam, Dienstag- und Sonntagabend. Das Eintrittsgeld in den Verein betrug 10 Nickelgroschen, der monatliche Beitrag 1 1/2 Silbergroschen. Er war im Voraus zu entrichten. Zuspätkommen, Fehlen und zu spätes Bezahlen wurden mit Geldstrafen geahndet.
Vergnügungstouren und Ständchen bestimmten der Direktor und die Ratsherren, wobei sie aber auf die Mitglieder Rücksicht zu nehmen hatten.
Das Eintrittsalter wurde auf mindestens 17 Jahre festgesetzt. Wer Mitglied werden wollte, hatte dieses dem Direktor zu melden. Direktor und Rat mussten dann prüfen, ob derjenige zur Wahl in den Verein zugelassen werden konnte. Jedes Vereinsmitglied hatte eine Stimme, der Direktor bei Stimmengleichheit 2 Stimmen.
Am Jahresende wurden die "Beamteten" neu gewählt. Änderungen und Ergänzungen der Statuten waren nur nach Abstimmung sämtlicher Mitglieder möglich, wobei die Stimmenmehrheit erforderlich war.
Die Statuten mussten dem Amt Gieboldehausen zur Genehmigung vorgelegt werden, wie ein Sichtvermerk des Amtes im ersten Protokollbuch des Vereins erkennen lässt.
Mit den Statuten wurde auch ein Verzeichnis des Vereinsinventars erstellt. Man besaß damals die Vereinsfahne mit verschiedenen Schärpen, einige Partituren, einen halben Schrank, eine Hängelampe, Lampions mit Stangen, Stangenleuchter, Spielkarten, Eintrittskarten, ein Pult und weitere Kleinigkeiten. Aufgeführt sind auch dreißig weiße und braune Steine, die zum Ballotieren, das heißt zum Wählen benutzt wurden.
Die Wahl neuer Mitglieder ermöglichte es, ungewollten Kandidaten auf einfache Weise den Eintritt in den Verein zu verwehren. Leider bekam der Verein dadurch einen gewissen elitären Anstrich.
Das Vereinsleben war straff organisiert. Nur triftige Gründe entschuldigten das Fernbleiben. Man musste sich bis 3 Uhr beim Direktor abgemeldet haben.
Nach fünfmaligem Fehlen wurde das Mitglied aus dem Verein ausgeschlossen. Ebenso bestraft wurde das wiederholte Verbreiten von Klatsch aus dem Verein oder das Nichtbezahlen der Geldstrafen. Vermutlich war es gerade diese Disziplin, die den Verein am Leben erhielt.
Sicher bedingt durch das Alter der Mitglieder wurden 1875 die Statuten erstmalig geändert. Wichtigste Änderung war die Einführung der passiven Mitgliedschaft. Der Verein hatte inzwischen fast 40 Mitglieder.
Über das Vereinsleben bis zur Jahrhundertwende ist nichts im ersten Protokollbuch vermerkt. Nur aus dem Jahr 1880 findet sich ein Eintrag. Erstmalig wurde ein Sangesbruder wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber dem Präses Leibecke und dem Dirigenten Gatzemeyer aus dem Verein verwiesen.
Wie heute lag die Zahl der aktiven Sänger bei rund 30. Hinzu kamen nach 1875 noch 15 passive Mitglieder.
Nachdem der Verein mittlerweile 50 Jahre bestand, wurde zu Beginn des Jahres 1900 beschlossen, zu Pfingsten dieses Jubiläum mit einem Fest zu feiern und eine neue Vereinsfahne anzuschaffen. Über den Erfolg des Festes gibt es keine Eintragungen. Aufgrund der Erfahrungen der jüngeren Zeit besteht aber kein Zweifel daran, dass die Concordia und ihre Gäste das Jubiläum gebührend gefeiert haben. Aus Anlass des Jubiläums erwarb der Verein für 220 Mark eine neue Fahne.
Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges verlief das Vereinsleben in den gewohnten Bahnen. Der Verein nahm an Sängerfesten in der Umgebung teil und pflegte die eigenen Feste
Neben dem jährlichen Stiftungsfest Ende Februar und der Generalversammlung gehörten Ausflüge zum festen Programm. Himmelfahrt traf man sich bei Bier und Gesang am Hopfenberg. Noch heute heißt der Treffpunkt im Volksmund "Sängerplatz".
Der erste Weltkrieg forderte auch unter den Sangesbrüdern Opfer. Bereits im ersten Kriegsjahr fiel der Sangesbruder Anton Bierwirth, später noch die Sangesbrüder Franz Henniges sen., Georg Paul und Heinrich Sarstedt. Die letzte Versammlung der Mitglieder fand im Juni 1915 statt. Da viele Sänger im Kriege waren, wurde kein neuer Vorstand gewählt. Neuwahlen sollten erst wieder nach Kriegsende durchgeführt werden. Zum Abschluss der Versammlung wurde beschlossen, den ins Feld gezogenen Sangesbrüdern ein Paket mit Zigarren und Grüßen aus der Heimat zu schicken, um so die Verbundenheit mit ihnen zu zeigen.
Über das Vereinsleben im ersten Weltkrieg enthält das Protokollbuch keine Hinweise. Die Vereinsgeschäfte haben vermutlich geruht. Die älteren Sangesbrüder und Ehrenmitglieder werden sich aber regelmäßig getroffen haben.
Bereits im Februar 1919 fand die erste Versammlung nach dem Krieg statt. Wichtigster Beschluß war die Wiederaufnahme der Gesangsstunden zum Herbst des Jahres. Dass es wieder aufwärts ging, zeigte sich durch die Neuaufnahme von 7 Sangesbrüdern im April. Laut den Aufzeichnungen hatte der Verein 1919 schon wieder über 80 Mitglieder.
Im November ging es dann wieder richtig los, nicht ohne zuvor noch zur Disziplinierung der Sangesbrüder die Geldstrafen für das unentschuldigte Fehlen festgelegt zu haben. Der erste Singabend war am 27. November 1919. Er fand im Lokal des Sangesbruders Hubert Henniges statt. Als Dirigent konnte der Lehrer Alpers gewonnen werden. Für den Gesangsabend erhielt er 3 Mark als Lohn.
Bereits im Dezember waren die Lebensgeister des Gesangvereins wieder voll geweckt, denn man beschloss, am 1. Februar des nächsten Jahres ein Tanzkränzchen zu veranstalten. In den folgenden Wochen wurden zudem viele neue Mitglieder aufgenommen und verdienstvolle Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Die erste Generalversammlung nach dem Kriege fand am 14. Februar 1920 statt. Zum Vorsitzenden wurde Carl Dieck gewählt. Als Neuerung wurde festgelegt, dass am letzten Sonntag jeden Monats ein Bierabend oder eine Versammlung stattfinden sollte. Der Dirigent Lehrer Alpers setzte es ferner durch, dass das Rauchen während der Singabende untersagt wurde. Wieder eingeführt wurde die Wahl neuer Mitglieder durch schwarze und weiße Holzkugeln. Obwohl die Wahl später abgeschafft wurde, gibt es noch heute Lindauer Bürger, die dem Gesangverein ablehnend gegenüberstehen, weil ihre Väter oder Großväter durch diese geheime Wahl nicht aufgenommen wurden.
Die wirtschaftlichen Probleme und Veränderungen nach dem ersten Weltkrieg machten sich auch bei den Vereinsmitgliedern bemerkbar. Neu aufgenommene Sänger wurden bereits nach kurzer Zeit wieder aus dem Vereinsregister gestrichen, weil sie Lindau verließen. Auch das langjährige Mitglied und Prokurator Emil Reicke verließ den Verein, weil er nach Magdeburg verzog. Der aufkommenden Inflation wurde durch Erhöhung der Beiträge begegnet.
Höhepunkt des Jahres 1920 war eine Theatervorführung am 2. Weihnachtstag. Sie war für den Verein ein großer finanzieller Erfolg, der es ermöglichte, neue Liederbücher zu erwerben.
Das Jahr 1921 verlief leider nicht so, wie es sich der Verein wünschte. Der Dirigent Lehrer Storm wurde versetzt. Das hatte zur Folge, daß der Verein Einladungen befreundeter Vereine zu Jubiläen nicht annehmen konnte. Allerdings gelang es dem Vorsitzenden Carl Dieck zur Jahresmitte, den Lehrer Hobrecht als Dirigenten zu gewinnen. So konnte man wenigstens beim 25jährigen Stiftungsfest der Concordia Suterode teilnehmen. Bereits in der folgenden Woche sang man dann noch in Wulften beim 50jährigen Jubiläum.
Im Oktober fand eine Versammlung statt, die der Frage gewidmet war, ob die Singabenden weiter beim Vereinswirt stattfinden sollten. Da es sich vermutlich etliche Sangesbrüder finanziell nicht erlauben konnten, regelmäßig ein Gasthaus aufzusuchen, war die Beteiligung an den Singabenden schwach.
In den folgenden Jahren lief das Vereinsleben in den gewohnten Bahnen. Auf der Generalversammlung 1923 wird infolge der Inflation ein Überschuss von 19683,18 Mark festgestellt. Da die Not auf dem Lande auch größer wurde, beschloss man auf der Versammlung im Januar 1924 anstelle des Balls nur ein einfaches Kränzchen zu veranstalten. Der Beschluss hielt aber nur bis zur nächsten Gesangsstunde. Mit 41 zu 2 Stimmen wurde er zurückgenommen und sich für den üblichen Ball mit Essen entschieden.
Das Vereinsleben des Jahres 1925 stand ganz im Zeichen des 75. Stiftungsfestes. Nachdem man ursprünglich gemeinsam mit dem Schützenverein feiern wollte, entschied man sich für ein eigenes Fest am letzten Juniwochenende. Zur Finanzierung wurde ein Festbeitrag von einer Mark für jedes Mitglied beschlossen.
Das Fest war ein voller Erfolg. 31 auswärtige Gesangvereine und die anderen örtlichen Vereine nahmen teil. Begleitet von 2 Musikkapellen, Ehrendamen und den Ehrenmitgliedern des Vereins fand am ersten Festtag ein Festumzug statt.
Im Eichsfelder Tageblatt war zu lesen:
Lindau, den 3. Juli. Unser Sängerfest ist nun beendet und wir können sagen, es waren ein paar schöne Tage, von denen wir noch lange zehren können. Ein lachender blauer Himmel und schöner goldener Sonnenschein waren uns dazu beschieden.
Nach diesem Höhepunkt verlief das Vereinsleben wieder in gewohnter Regelmäßigkeit. Ende 1926 wird im Verein die Anschaffung eines eigenen Klaviers diskutiert. Um das Geld dafür aufzubringen, wurde beschlossen, am 2. Weihnachtstag ein Theaterstück aufzuführen. Es sollte das Drama in 5 Akten "Der Freischütz", ein Lustspiel und mehrere Couplets aufgeführt werden. Der Sperrsitz kostete 2 Mark, der 1. Platz 1,50 Mark und der 2. Platz 1 Mark. Die Vorstellung erbrachte 387,50 Mark an Einnahmen und ermöglichte den Kauf eines Klaviers bei der Berliner Firma Gebrüder Pepper zum Preis von 900 Mark.
1931 waren die Zeiten in Lindau so schlecht, daß das jährliche Stiftungsfest ausfiel. Durch die entfallenden Kosten konnte man aber die Schulden wegen des Klaviers bei der Sparkasse tilgen.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 musste der Gesangverein dem deutschen Sängerbund beitreten, wenn er weiterhin bestehen bleiben wollte. Außerdem hatte der Verein einen Führer zu wählen, der von der Ortsgruppenleitung der NSDAP bestätigt werden musste. Der Vorsitzende Heinrich Jaß nahm dieses zum Anlass, sein Amt niederzulegen. Zum Nachfolger und Vereinsführer, wie es jetzt hieß, wurde Paul Borghold gewählt.
Die politischen Veränderungen führten auch im Gesangverein zu Spannungen. Am 18. Januar 1934 kam es zwischen Paul Borghold und einigen Mitgliedern zu erregten Diskussionen. Paul Borghold nahm dieses zum Anlass, ein Schreiben umgehen zu lassen, in welchem er erklärte, dass die Übungsstunden vorerst ausfielen, das Stiftungsfest ausfalle und dass 2 Mitglieder wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber seiner Person aus der Mitgliederliste gestrichen würden. In Anwesenheit des Kreisführers des deutschen Sängerbundes fand deshalb am 1. Februar 1934 eine außerordentliche Versammlung statt. Offensichtlich hatte Paul Borghold erkennen müssen, dass er mit seinem Vorgehen keinen Rückhalt im Verein hatte. Er legte deshalb sein Amt als Vereinsführer nieder. Durch die Einflussnahme des Kreisführers wurden die Anordnungen Borgholds rückgängig gemacht. Zum neuen Vereinsführer wählte man Josef Wagener.
Die letzte Generalversammlung während des Dritten Reiches fand am 18. Februar 1940 statt. Nur noch 27 Mitglieder waren anwesend In den Kriegsjahren ruhte die Tätigkeit des Gesangvereins. Die Sangesbrüder Hans Borghold, Franz Damm, Franz Henniges jun., Karl Linnekuhl, Karl Monecke, Josef Römermann, Karl Rümke, Fritz Wandt, Richard Wagener und Lehrer Dorpmund zahlten mit ihrem Leben den Preis für den Irrsinn der politischen Führung. Andere Sangesbrüder kehrten mit Schäden an Körper und Geist aus dem Kriege zurück.
Trotz aller Belastungen durch den Krieg und die Leiden der Nachkriegszeit überstand der Gesangverein auch diese schwere Zeit. Am 25. November 1946 traf man sich wieder im Vereinslokal von Hubert Henniges zur ersten Versammlung nach dem Krieg. Josef Wagener legte aus Altersgründen sein Amt als Vorsitzender nieder. Sein Stellvertreter Johannes Hellmann führte den Verein bis zur nächsten Generalversammlung weiter. Bereits am darauffolgenden Donnerstag fand der erste Singabend statt. Sangesbruder Walter Strüder erklärte sich bereit, vorläufig das Amt des Dirigenten zu übernehmen. Der Verein trat auch dem Deutschen Allgemeinen Sängerbund DAS bei.
Am 29. März 1947 fand wieder eine Generalversammlung statt. Da der stellvertretende Vorsitzende Johannes Hellmann sein Amt niederlegte, wurde Walter Strüder zum neuen Vorsitzenden und Tischlermeister Karl Wandt als sein Stellvertreter gewählt. Gleichzeitig traten 13 junge Sänger in den Verein ein. Die alten Vorstände wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Mit dem neuen Vorstand kam auch ein neuer Geist und neuer Optimismus in den Verein. Walter Strüder rief in seiner Antrittsrede dazu auf, ihn in seiner Tätigkeit als Vorsitzenden und Dirigent zu unterstützen und im Hinblick auf das in 2 Jahren bevorstehende 100jährige Stiftungsfest durch aktive Pflege des deutschen Gesanges den Ruf der Concordia zu erhalten und zu verbessern.
Nach dem Fest wurde es wieder sehr schwierig mit dem Verein. Die Beteiligung ging sehr zurück. Der Dirigent legte sein Amt nieder. Mitglieder sollten ausgeschlossen werden wegen mangelnder Beteiligung. Dann wurde der Walter Strüder überedet das Amt des Dirigenten wieder zu übernehmen.
111 Jahr – das nächste high-light. Verleihung der Zelterplakette, ein großes Zeltfest. Beim Bunten Abend ist der Norddeutsch Rundfunk zu Gast. Die nächsten Jahre sind durch veränderten Geschmack der Lieder gekennzeichnet. Schlager kommen in Mode, die Jugend entdeckt die Emanzipation von der Vätergeneration. Singen im Verein kommt aus der Mode. Der Zeitgeschmack wandelt sich. Der Gesangverein ist immer noch stark.
Das letzte große Zeltfest feiert die Concordia 1974 zum 125jährigen Jubiläum.
Konzert und ein Freundschaftsingen und ein Novum – während des Festes ist Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Vorrundenspiele, Seppel Biermann installiert in der Mehrzweckhalle Fernseher. Das erste public viewing findet in Lindau statt.
Dann endet eine Ära für die Concordia. Am 20. April stirbt Walter Strüder – Dirigent des Vereins seit 1946. Nach einem kurzen Intermezzo übernimmt Hilmar Renner die musikalischen Geschicke des Vereins.
Unter seiner Leitung gibt es viele hochklassige Konzerte. Der Verein profitiert nach dem Krieg bis in die 90ziger Jahre vom Max-Planck-Institut. Mitarbeiter fanden den Weg in den Chor oder unterstützten ihn musikalisch.
Nebenbei ist die Concordia sehr reiselustig. Von einem Ausflug an die Mosel bringt die Concordia die Idee des Maibaumauststellens mit. 1988 wird der erste Baum aufgerichtet. Bis zum letzten Jahr wurde durch die Concordia dies zu einer schönen Tradition in Lindau, dann wurde das Aufstellen an die Junggesellenschützen weitergegeben. Und die haben es in diesem Jahr ganz toll gemacht.
1993 übernimmt Hans-Gerhard Strüder den Taktstock. Er versteht es die Sänger weiter zu qualifizieren. 1999 feiert der Verein sein 150zigsten Geburtstag mit einem Jahr der Superlative. Ein Festkonzert begeistert die Zuhörer. Der ein Jahr zuvor gegründete Kinderchor hat seinen ersten viel bejubelten ersten Auftritt und schafft es jedes Jahr ein neues Musical aufzuführen. Weihnachtskonzerte in der Folge und ein Konzert zum 160zigsten sind Ergebnis der guten Arbeit.
Der Wermutstropfen – der Chor lebt von der Substanz. Nur wenige Sänger finden den Weg in den Verein.
2012 wird unter dem Vorsitzenden Dr. Wolfgang Erdmann ein gemischter Chor ins Leben gerufen und gibt sich den Namen 4klang. Der erste Dirigent ist Tomas Sniadowski. In den ersten Proben gibt es nicht genug Stühle. Leider kann er aus beruflichen Gründen den Chor nicht sehr lange leiten. Er wird von Hans-Joachim Strüder übernommen.
Dann erkrankt 2015 der Dirigent des Männerchores Hans-Gerhard Strüder schwer und verstirbt 2016. Der Chor wird nun auch von Hans-Joachim Strüder übernommen. Wegen der Altersstruktur des Vereins werden der Sängerball abgeschafft und auch die Ausfahrten werden weniger.
Im Kreischorverband Südniedersachsen übernimmt 2012 Andrea Strüder von der Concordia den Vorsitz. Sie muss in den folgenden Jahren die Vereinigung der Chöre des Südharzes mit denen Südniedersachsens bewältigen. Ist ihr gelungen, weil sie stets die Unterstützung der Concordia und den Chören besonders des Eichsfeldes hatte.
Die Concordia immer dabei, wenn man sie im Ort gebraucht hat. Schützenfeste, Kommerse wurden unterstützt und der Ortsrat konnte sich immer auf uns verlassen.
2019 wurde dann das 170zigst Jubiläum an einem Tag gefeiert. Am Nachmittag waren alle Kinder eingeladen die Musik machten, waren es Instrumentalisten, Tänzerinnen oder Sänger. Das war ein toller Einstieg.
Danach brachten befreundete Chöre ihre Lieder bei einem Freundschaftssingen zu Gehör.
Der Abschluss wurde dann bei einem Tanzabend gefeiert. Das Highlight dabei war sicher der Auftritt das Tanzstudio Baufeld.
In diesem Jahr wurde der Maibaum auch zum letzten Mal von Concordia aufgestellt. Die Nachfolge übernahmen die Junggesellen.
Einen Tag nach der Generalversammlung am 14.3.2020 trat der lockdown wegen Corona in Kraft. Alle Übungsabende fielen zunächst aus. Es gab dann den Versuch, mit Masken Singabende zu organisieren. Aber so richtig funktionierte das nicht. Letztlich kamen landauf, landab alle gesellschaftlichen Veranstaltungen zum Erliegen, so auch das Singen.
Aber wie Asterix und Obelix und die unbeugsamen Gallier in ihrem Dorf den Römern Widerstand leisten, haben wir versucht Corona die Stirn zu bieten. Unter allen möglichen Auflagen, haben wir ein Serenadenabend an der Mordmühle durchgeführt. Das war schon eine tolle Abwechslung und wir hatten sogar Zuhörer, Radfahrer die vorbeikamen und anhielten, um zu lauschen.
2021 ging dann fast nichts mehr. Concordia war im Notbetrieb. Außer Spesen nichts gewesen. Ach doch. Da war der Abschied aus der Alten Schule. Wir mussten unseren Übungsraum räumen für eine zusätzliche Kindergartengruppe.
Für diesen Umzug wurden Bilder verpackt, Noten sortiert Inverntar gesichtet und in den Keller der Alten Schule gebracht. Leider ist es dort feucht, so dass besonders die Partituren leiden. Als Ausweichdomizil gelangten wir ins FC Heim auf dem Freizeitgelände. Nach einigem Hin und Her soll das dann das neue DGH werden.
Der Singbetrieb war im Notbetrieb. Fing dann in 2022 wieder an. Nach der Sommerpause hieß es dann wieder Umziehen. Weil das FC-Heim zum DGH umgebaut werden soll. Ab dann Sangen wir im Jugendraum des katholischen Pfarrheim. Andrea übergab die little voices an Julia Kühne und Kimberly Alborn, die sich mit viel Elan dieser Aufgabe annahmen. Beim Ortsratsfest gab es dann das Novum, dass uns eine Sangesschwester aus der Partnergemeinde Binau unterstützte, was sehr gut geklappt hat. Das erste Sängerfest nach Corona war dann beim MGV Westerode. Hinterher war dann Corona bei den Teilnehmern ein Thema. Genauso wie beim Schützenfest in Lindau.
Im letzten Jahr 2023 lief dann alles in ruhigem Fahrwasser.
Schön das 175 Jahre zusammengekommen sind, wir dürfen schon etwas stolz darauf sein.
Allerdings muss gesagt werden, dass wir an akutem Nachwuchsmangel leiden.
„Musik bedeutet Gleichgewicht. Denn Musik ist alles zugleich: Kopf, Herz und Bauch, Denken, Fühlen und Sinnlichkeit,“ So beschrieb Daniel Barenboim einst die Musik. Wenn ich mich umsehe, dann sehe ich, dass Musikmachen mit dem körpereigenem Musikinstrument, nämlich der Stimme, das Singen, gesund hält, ausgeglichen macht, Wohlfühlfaktor beinhaltet. Umso trauriger ist zu sehen, dass das Singen so wenig Zulauf hat. Die ganzen Castingshows im Fernsehen, die Youtuber, Instagramer vermitteln den Eindruck, jeder ist ein Gesangsstar. Das stimmt aber nur zum Teil. Das Singen in der Gemeinschaft bringt hohe sozial Kompetenz mit sich. Das müsste doch Anreiz sein. Aber wie kann man die Menschen aus ihren Elfenbeintürmen holen? Das gilt nicht nur für uns, alle Vereine kämpfen den gleichen Kampf.
Hoffen wir, dass sich die Lust auf Gemeinschaft verstärkt und wieder zur Gemeinschaft in den Vereinen führt.